Holz Retusche – Materialien

Wer kennt das nicht, eine kleine Beschädigung, zieht alle Blicke auf sich und stört das Gesamtbild. Egal ob es sich um ein Möbelstück oder einen Fußboden handelt ist ein kompletter Austausch in der Regel nicht angemessen. Viele Beschädigungen lassen sich mit relativ einfachen Mitteln retuschieren. Auch aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit macht diese Art der Reparatur absolut sinn. Die Faszination einen Schaden ausbessern zu können hat Benjamin Schulz, Autor des Blogs „Gesägt. getan“ auf Spiegel Online, dazu veranlasst seine Erfahrungen in dem Beitrag „Hilfe, ich habe eine Macke“ vorzustellen. Der Versuch Beschädigungen einer Eichen-Arbeitsplatte mit einem selbst hergestelltem Kitt, aus Sägemehl und Weißleim, zu retuschieren, ist nach eigener Aussage des Autors gescheitert. Wie der Versuch von Herrn Benjamin Schulz gezeigt hat ist Sägemehl mit Weißleim als Bindemittel kein geeigneter Kitt zum retuschieren. Bei gerbsäurehaltigem Holz, wie Eiche, kann sich der Weißleim dunkel verfärben. Ein weiteres Problem kann die weitere Oberflächenbehandlung darstellen. Öle oder vergleichbares können an den mit Weißleim behandelten stellen nicht eindringen. Folglich vergrößerte sich der Farbunterschied. 

Inhaltsverzeichnis:

In den folgenden Absätzen stelle ich vor welche Materialien und Techniken ich zum Retuschieren verwende. Anwendungsbeispiele werde ich in einem separatem Beitrag präsentieren. 

Dämpfen

Leichte Druckstellen auf Holz Oberflächen welche nicht versiegelt sind bzw. welche noch Wasser aufnehmen können lassen sich mittels Dampf ausbessern. Theoretisch wäre es auch bei versiegelten Flächen möglich wenn die Beschichtung abgeschliffen und nach dem dämpfen wieder aufgetragen wird. In der Praxis ist dies jedoch meist zu aufwendig. Die Druckstelle wird mit Wasser angefeuchtet und mit einem feuchtem Tuch bedeckt. Dieses wird mit einem heißem Bügeleisen gebügelt. Die rasche Expansion des Wassers beim verdampfen drückt die Holzfasern wieder nach Außen. Der Vorgang kann bei bedarf mehrmals wiederholt werden. Bei bereits durchtrennten Holzfasern hilft dämpfen nicht. 

Im Gegensatz zum dämpfen sind die weiteren vorgestellten Möglichkeiten in erster Linie für fertig behandelte Oberflächen geeignet.

Weichwachs

Weichwachs

Das in mehreren Farben erhältlich Weichwachs eignet sich zum retuschieren von Kratzern an leicht beanspruchten Oberflächen wie beispielsweise Schranktüren. Zur Verarbeitung kann das Weichwachs mit den Fingern geknetet werden. Die Körpertemperatur ist bereits ausreichend um es zu plastifizieren. Hierbei können mehrere Farben miteinander vermischt werden. Das wachs ist vergleichsweise einfach formbar und kann dementsprechend einfach appliziert werden. Ein kleiner Holz keil ist zur Verarbeitung absolut ausreichend. Eine Metallspachtel kann zu Verfärbungen führen und sollte dementsprechend nicht verwendet werden. Der größte Vorteil von Weichwachs ist definitiv die einfache Verarbeitung. Dieser größte Vorteil ist zugleich auch der größte Nachteil. Wie bereits erwähnt eignet sich Weichwachs nur zum Retuschieren wenig beanspruchter Oberflächen. So einfach wie es sich in die Schadstelle einbringen lässt kann es schließlich auch wieder entfernt werden. Um das Wachs vor anhaftendem Schmutz zu schützen ist abschließend zwingend eine Klarlakschicht aufzutragen. 

Hartwachs

Hartwachs

Stärker beanspruchte Oberflächen wie Parket Fußböden oder Tischplatten lassen sich mit Hartwachs Retuschieren. Selbst kleine Beschädigungen an Kanten stellen für Hartwachs kein Problem dar. Der Schmelzpunkt von Hartwachst liegt bei rund 80°C. Bei Zimmertemperatur ist Hartwachs, wie der Name vermuten lässt, hart. Die in verschiedenen Farben erhältlichen Stangen lassen sich brechen. Ein Lötkolben oder eine vergleichbare wärme quelle ist zur Verarbeitung Voraussetzung. Geschmolzen lässt sich Hartwachs gut mischen. So kann die Farbe optimal an die Umgebung angepasst werden. Die Vertiefung wird überfüllt und das Wachs wenige Minuten erstarren gelassen. Anschließend kann der Übersandt mit einem speziellem Kunststoff-Hobel entfernt. Alternativ lässt sich dies auch mit einer Ziehklinge bewerkstelligen. Abschließend sollte auch das Hartwachs mit Klarlack versiegelt werden. In diesem Zug lässt sich zugleich der Glanzgrad, des ausgebesserten Bereichs, an die Umgebung angleichen. 

Lötkolben

Gasschmelzer
Gasschmelzer Spitze

Zum schmelzen von Hartwachs gibt es spezielle Gasschmelzer die mit handelsüblichem Butangas, kommt auch beim auffüllen von Feuerzeugen zum Einsatz, betrieben werden. Zur Regelung der Temperatur lässt sich am hinteren ende des Gasschmelzers die Dosierung einstellen. Die meisten Gasschmelzer werden in Irland gefertigt. Diese werden bei uns unter verschiedenen Markennamen vertrieben. Eins haben sie leider alle gemeinsam, einen Stolzen preis von bis zu 100,00 €. Theoretisch kann man auch einen „normalen“ Lötkolben verwenden. Es bietet sich an eine Saubere Spitze zu verwenden dass sich das Wachs nicht mit eventuellen Zinn Rückständen vermischt. Das größte Problem dürfte aber die Temperatur sein. Die meisten Lötkolben sind schlicht zu heiß. Meistens werden Temperaturen von deutlich unter 100°C benötigt. Wenn das Hartwachs zu warm wird fängt es an zu rauchen. Dies kann zu Verfärbungen führen und sollte daher vermieden werden. Alternativ gibt es auch Batteriebetriebene Schmelzer. Von diesen bin ich jedoch nicht überzeugt. 

Retuschier Farben

Retuschier Farben

Oberflächliche Beschädigungen lassen sich meist durch eine Farbanpassung retuschieren. Bei der Verarbeitung der Wachse könne die Farben auch eine gute Ergänzung sein. So kann Beispielsweise der Schadensrand farblich angepasst werden oder bei größeren Ausbesserungen die Maserung des Holzes nachgezeichnet werden. Die trockenen Farben werden mit dem beiliegendem Lösungsmittel gelöst. Die Farben können auf einer Kunststoff Folie gemischt werden. Die Folie wird direkt auf die auszubessernde Oberfläche gelegt. So kann die Farbe direkt beim mischen an die Umgebung angeglichen werden. Je nach Dosierung des Lösemittels kann die Farbe deckend oder auch nur tönend eingestellt werden.

Aufbewahrung

Anfangs hatte ich alle Utensilien zum Retuschieren in einer Kunststoff Wanne. Um alles ordentlich aufbewahren und transportieren zu können habe ich eine Schatulle aus Eichenholz gebaut. In dieser befinden sich neben den Vorgestellten Materialien auch die zur Verarbeitung benötigten Werkzeuge. 

Schatulle für die Utensilien
Retusche Utensilien in geöffneter Schatulle

Grundausstattung

Hartwachs Start Set

Für schnelle Reparaturen, wenig beanspruchter Oberflächen, ist Weichwachs die beste Wahl. Es lässt sich ohne zusätzliche Hilfsmittel verarbeiten. Ich verwende Hartwachs im Vergleich zu Weichwachs häufiger. Dementsprechend empfehle ich als Grundausstattung ein Sortiment an Hartwachs Stangen. Da sich das Wachs hervorragend mischen lässt müssen es auch nicht al zu viele Farben sein. Eine einzige Farbe wird jedoch in den wenigsten fällen ausreichend sein, da diese nie passen wird. Zum retuschieren braucht Mann nur noch eine geeignete Hitzequelle so wie einen Klarlack zum versiegeln. Eine Ziehklinge zum abtragen des überstände sollten die meisten in der Werkstatt haben. Ergänzend können die Retusche Farben eingesetzt werden. Ersatzweise gibt es hierfür auch verschiedenste Stifte. Diese kann man speziell nach Bedarf kaufen. Für ein umfängliches Sortiment an stiften kann man deutlich über 100,00 € ausgeben. In meinen Augen liegt der Vorteil der Retuschierfarben zum einen darin dass sich durch die Möglichkeit Farben zu mischen viele Stifte ersetzen lassen und zum anderen darin dass diese nahezu unbegrenzt Lager bar sind.

[Update 02/2020]

Schellack Kitt

Schellack Füllstoff Kitt

Der Schellack Kitt besteht wie es der Name auch nicht anders vermuten lässt größtenteils aus Schellack. Diesem werden Farbpigmente beigesetzt. Der Schmelzpunkt von Schellack liegt zwischen 65°C und 85°C. Die Verarbeitung von Schellack Kitt ist vergleichbar der von Hartwachs. Abgekühlt härtet der Schellack jedoch härter aus wie das Hartwachs. Dies erschwert das Abtragen der Überstände. Anwendung findet der sogenannte Stangen Schellack in erster Linie in der Restaurierung. Sicherlich auch wegen der guten Verträglichkeit mit Schellack Polituren.